Diagnostik und Klassifizierung

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Wie bei allen psychischen Störungsbildern sind die in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation und dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) der American Psychiatric Association Beschreibungen und festgelegten Kriterien zur Diagnose von ADHS international anerkannt. In Deutschland ist die darauf aufbauende S3-Leitlinie von DGKJP, DGPPN und DGSPJ maßgeblich (siehe unter Literatur).

Die ADHS-Symptome und -Eigenschaften sind dimensional in der Bevölkerung verteilt. Sie stellen für sich genommen noch keine Krankheitsanzeichen dar. Um ADHS eindeutig und kategorial zu diagnostizieren, sind diese verbreiteten Symptome daher weniger hilfreich als ihre Auswirkungen auf die Lebensführung. Für die Diagnostik ist somit entscheidend, ob es auch zu einer eingeschränkten Funktionsfähigkeit, Lebensqualität oder Teilhabe im Alltag kommt. Falls nur ein Lebensbereich betroffen ist, kann dies ein Hinweis auf eine andere psychische Störung sein.[12]

Blabla

Neben ADHS existieren viele alternative Bezeichnungen und Abkürzungen. Einige davon beschreiben übereinstimmende Krankheitsbilder (z. B. Hyperkinetische Störung (HKS) oder Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom), während andere teilweise spezielle Ausprägungen bezeichnen. International wird von der attention deficit hyperactivity disorder (ADHD) oder attention deficit/hyperactivity disorder (AD/HD) gesprochen.

Umgangssprachlich noch weit verbreitet – wenn auch in der jüngeren Fachliteratur nicht mehr gebräuchlich – ist die Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder -störung (ADS). Besonders Betroffene mit vorwiegender Aufmerksamkeitsstörung ohne ausgeprägte Hyperaktivität verwenden die Abkürzungen ADS und ADD (englisch). Durch sie soll zum Ausdruck kommen, dass Hyperaktivität nicht immer zwingend als Symptom vorhanden ist. Veraltet sind die Bezeichnung Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD) oder Hyperkinetische Reaktion des Kindesalters; die Diagnose Psychoorganisches Syndrom (POS) wird nur noch in der Schweiz verwendet.[14]

Was ist ADHS

ADHS äußert sich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Selbstregulation; manchmal kommt zusätzlich starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität) hinzu.

Die Störung wurde früher als reines Verhaltensproblem gesehen, während sie heute zunehmend als komplexe Entwicklungsabweichung des Selbstmanagement-Systems im Gehirn verstanden wird.[1] ADHS kann dabei auch als ein Extremverhalten aufgefasst werden, das einen fließenden Übergang zur Normalität zeigt. Eine ADHS-Diagnose erfordert daher, dass die Auffälligkeiten sehr stark ausgeprägt und in den meisten Situationen beständig seit der Kindheit vorhanden sind. Symptome allein haben jedoch keinen Krankheitswert: Erst wenn diese zusätzlich stark die Lebensführung beeinträchtigen oder zu erkennbarem Leiden führen, ist eine ADHS-Diagnose gerechtfertigt.[2]

Hands holding a head with the german word ADHS which means attention deficit hyperactivity disorder, ADHD symptom, mental health 6398896 RECORD DATE NOT STATED

Die weltweite Häufigkeit des ADHS unter Kindern und Jugendlichen wird mit etwa 5,3 % beziffert. Die Häufigkeit von ADHS in Deutschland liegt bei ca. 4,4 %.[3] Sie gilt heute als häufigste psychiatrische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Jungen werden merklich häufiger diagnostiziert als Mädchen. Verlaufsstudien haben gezeigt, dass bei 40 bis 80 % der diagnostizierten Kinder die Störung auch in der Adoleszenz fortbesteht. Im Erwachsenenalter schließlich ist mindestens in einem Drittel der Fälle noch eine beeinträchtigende ADHS-Symptomatik nachweisbar (siehe ADHS bei Erwachsenen).[4][5]